Surfwettkampf bei Olympia 2021 – Surfen ist in diesem Jahr erstmals als Disziplin bei den Olympischen Spielen in Tokio vertreten. Je 20 Frauen und Männer surfen um die begehrten Medaillen und messen sich und ihre Surfskills auf dem Shortboard, um den Besten unter ihnen zu finden. Das nehmen wir zum Anlass, um Surfen als Wettkampfsportart mal näher betrachten.
In diesem Artikel erfährst wie Surfwettkämpfe ablaufen, wie die Leistungen bewertet werden, die wichtigsten Regeln und wie der Surfwettbewerb bei Olympia abläuft.
Der Surfwettkampf bei Olympia 2021
Surfwettkämpfe haben nun endlich auch Einzug in die Olympischen Spiele gefunden. Aber natürlich gibt es sie schon lange. Obwohl anzumerken ist, dass besonders die Anfänge holprig waren und es auch bis heute für viele Surfer aus verschiedenen Gründen eine eher schwierige Beziehung darstellt. Zum einen liegt es an den inkonsistenten und ständig wechselnden Bedingungen. Jede Welle ist einzigartig, wie du ja weißt. Zum anderen, wie bei allen Sportarten, die durch eine Jury bewertet werden, kann man eine Wertung nie rein objektiv abgeben.
Nichts desto trotz: Surfwettbewerbe geben Surfern die Möglichkeit, sich mit anderen Surfern zu messen und nicht zuletzt, Ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Uns Zuschauern geben sie die Gelegenheit, den Besten der Besten beim „zaubern“ zuzuschauen und sich vielleicht sogar den ein oder anderen Trick abzuschauen.
Surfwettkampf – Die wichtigsten Begriffe
Zunächst einmal erklären wir die wichtigsten Begriffe, die im Zusammenhang mit einem Surfwettbewerb immer wieder fallen, damit du künftig mit deinem Surfwissen glänzen oder einfach nur mitreden kannst:
Round: Ein Surfwettkampf besteht auf mehreren Runden, in denen sich die Teilnehmer beweisen müssen, um dann schließlich im Finale den Besten unter ihnen auszumachen. Es gibt Qualifizierungs- und zusätzliche Hoffnungsrunden, über die man sich für das Achtelfinale qualifizieren kann. Von dort aus geht es nach dem klassischen Ausscheidungsprinzip weiter – erst ins Viertel- dann ins Halbfinale und schließlich dann in die Finalrunde, wo der oder die Siegerin gekürt wird.
Heat: In den Runden finden sogenannte Heats statt. Ein Heat ist ein Durchgang, in dem sich 2-4 Surfer direkt miteinander messen und Punkte sammeln, um sich für die nächste Round (Runde) qualifizieren.
Waiting Period: Die Warteperiode ist ein Zeitfenster, in dem der Surfwettkampf ausgetragen wird. Da die Bedingungen am Surfspot natürlich von äußeren Faktoren abhängen, auf die man keinen Einfluss hat, versucht man in diesem Zeitfenster die Wettkampftage auf den Zeitpunkt der voraussichtlich besten Bedingungen zu legen, um für alle Teilnehmer möglichst gute Surf- und Wetterbedingungen zu gewährleisten.
Call: Ob der Wettkampf am jeweiligen Tag stattfindet wird durch einen Call verkündet, der durch das Veranstaltungskomitee bekannt gegeben wird.
Ranking: Nicht alle Runden sind direkte Ausscheidungsrunden. Es gibt auch Runden, in denen Punkte vergeben werden. Das soll dafür sorgen, dass Surfer die Möglichkeit bekommen, sich zu qualifizieren, auch wenn die Bedingungen im ersten Heat für einige von ihnen besonders ungünstig waren.
Surfwettkampf – Die Rahmenbedingungen
Professionelles Surfen hat weniger Regeln als die meisten High Performance- Sportarten. Im Laufe der Geschichte der Surfwettbewerbe haben sich die Regeln nur geringfügig weiterentwickelt, um die Sicherheit der Athleten, die Fairness des Wettbewerbs und die Förderung des Sports zu gewährleisten. Das Ziel ist es, die höchste Punktzahl in einem Teilnehmerfeld von Mitsurfern zu erreichen.
Äußere Rahmenbedingungen – Surfwettkampf Regeln
- Teilnehmen dürfen eine festgelegte Anzahl an Surfern, die sich durch festgelegte Maßnahmen qualifiziert haben oder eine Wildcard erhalten haben.
- In der Waiting Period wurde durch einen Call verkündet, dass der Wettbewerb an diesen Tag ausgetragen werden kann. Eine Mindestwellenhöhe von 0,5 Metern ist dazu erforderlich.
- Für den Wettbewerb gibt es einen ausgewiesen Bereich im Wasser. Die Teilnehmer haben eine begrenzte Zeit, um diesen zu erreichen.
- Ein Heat dauert zumeist zwischen 20 und 30 Minuten und in Rahmen dessen treten 2-4 Surfer gegeneinander an.
- Der Beginn eines Durchgangs wird durch ein langes Tonsignal verkündet. Eine Stoppuhr und ein Anzeigensystem, sowie Flaggen und/oder Lichtsignale verkünden die Zeit für Jury, Zuschauer und Surfer. Das Ende wird mit zwei langen Tonsignalen verkündet.
- Es gilt der Grundsatz: Eine Welle pro Surfer.
Punktevergabe durch die Jury – Surfwettkampf Bewertung
Die Surfer erhalten Punkte durch eine Jury aus zumeist fünf Judges inklusive eines Jury-Leiters. Jeder Surfer darf so viele Wellen Surfen wie er schafft und die Judges beurteilen jede davon nach folgenden Kriterien:
- auf einer Skala von 0 (mangelhaft) bis 10 (hervorragend) werden folgende Aspekte bewertet:
- FLOW: Kohärenz und Flüssigkeit der gefahrenen Manöver
- LINKING: Qualität, Stabilität und Beherrschung der aufeinanderfolgenden Manöver
- STYLE: Leichtigkeit der Bewegungen
- ENGAGEMENT: Risikofreudigkeit, Schwierigkeitsgrad und Vielseitigkeit der Manöver sowie Kraft und Schnelligkeit bei deren Ausführung
- CREATIVITY: Innovationen und zugehörige Risikofreudigkeit
- Um den Punktewert pro Welle zu bestimmen, werden die beste und die schlechteste Wertung der 5 Juroren nicht berücksichtigt, sodass der Surfer den Mittelwert der restlichen 3 Wertungen angerechnet bekommt.
- Der Heatscore beträgt maximal 20 Punkte, da nur jeweils zwei besten Wellen eines Heats in die Wertung kommen.
Priorisierung, Interference und andere Surfwettkampf Regelverstöße
Bei Regelverstößen können Strafpunkte abgezogen werden. Allen voran zu nennen ist die Interference (Interferenz), bei der ein Teilnehmer die Priorisierung eines Gegners missachtet.
Ein Surfer mit Priorität hat das Vorrecht auf die Welle. Andere Surfer dürfen dieselbe Welle zwar auch anpaddeln, bekommen aber Punktabzug, wenn sie das Scoring-Potenzial des priorisierten Surfers behindern. Der Surfer kann die Priorität verlieren, wenn er die Welle bekommen hat und sie surft und/oder wenn er die Welle erfolglos angepaddelt hat.
Interferenz: Ein Surfer, der das Scoring-Potenzial des priorisierten Surfers behindert, erhält eine Strafe in Form von Punktabzug. Oft ist es auch so, dass der nur der Score der besten Welle gewertet wird (nicht der besten beiden, wie üblich). Wenn ein Surfer während eines Heats zweimal die Priorität eines anderen missachtet, wird er disqualifiziert.
- Surfer dürfen erst fortfahren, wenn das vorherige Heat beendet ist, ansonsten droht ihnen eine Strafe.
- Zwischen den Heats darf grundsätzlich gesurft werden. Die gesurften Wellen werden jedoch nicht gewertet.
- Wenn ein Surfer im Wettbewerb eine Welle außerhalb des ausgewiesenen Bereichs reitet, können die Judges nach eigenem Ermessen entweder den gesamten Ride oder nur einen Teil davon bewerten.
- Manchmal schreiben es die Regeln vor, dass es eine maximal zulässige Anzahl von Wellen gibt, die ein Surfer während eines Heats surfen darf. Surft er oder sie mehr Wellen, werden sie für jede weitere gefangene Welle bestraft.
- Ist der Surfer mit einem Caddy unterwegs und dieser stört einen anderen Surfer in irgendeiner Weise, bekommt der Surfer Strafpunkte abgezogen.
Surfwettkampf bei den olympischen Spielen 2021
Zum Abschluss schauen wir uns noch mal exemplarisch speziell die Bedingungen bei den Surfwettkämpfen im Rahmen der Olympischen Spiele 2021 in Tokio an.
Shidashita – Der Olympische Surfspot
Die Surfwettkämpfe finden am Tsurigasaki Beach in der Präfektur Chiba statt. Das ist einer der beliebtesten Strände Japans und liegt etwa 80 km außerhalb von Tokio.
Der breite Beachbreak wird im Sommer meist über Typhoon Swells und im Winter und Frühjahr über Windswells versorgt. Damit gilt er als ziemlich zuverlässig.
Es wurde heiß über die Errichtung eines Wavepools diskutiert, was jedoch schließlich verworfen wurde. Ein Surfwettkampf im Meer bedeutet ja auch, dass das Gastgeberland eine schöne Möglichkeit bekommt, sich zu präsentieren und Touristen anzulocken.
Aus diesem Grund gibt es, wie bei den meisten Surf-Events, auch bei Olympia 2021 eine gewisse Warteperiode, die für diesen Surfwettkampf auf 8 Tage festgelegt wurde, was verhältnismäßig wenig sind. Für gewöhnlich sind es etwa 14 Tage.
Das Teilnehmerfeld – Surfen bei den olympischen Spielen
Insgesamt treten je 20 Männer und 20 Frauen aus 18 Nationen an, welche um das begehrte Gold surfen. Darunter Für Deutschland ist Leon Glatzer am Start, der leider um Haaresbreite das Achtelfinale verfehlte. Für die Frauen konnte sich leider niemand aus Deutschland qualifizieren. Also Mädels, da ist noch Luft nach oben!
Eine Auflistung aller Athleten und Infos zum Qualifizierungsprozess findest du zum Beispiel hier auf dem Landratten Blog von Dennis.
Auch hier findest du eine Übersicht und die Bios aller 40 Teilnehmer: Surfers competiting in Tokyo 2020.
Ablauf beim Surfwettkampf bei Olympia 2021 in Tokio
Der Aufbau und Ablauf der Surfwettkämpfe bei Olympia ist bei Männern und Frauen identisch und gestaltet sich wie folgt:
In insgesamt sechs Runden wird der bzw. die Goldmedaillen GewinnerIn ermittelt. Die Gegner der ersten Runde werden gelost: Die initiale Zulosung findest du hier: HIER
- Round 1 besteht aus 5 Heats zu jeweils 4 Surfern. Die ersten beiden kommen direkt in die 3. Runde, die anderen beiden erhalten die Chance, sich doch noch in Runde 2 zu qualifizieren.
- Round 2 ist eine Ausscheidungsrunde. Es gibt 2 Heats zu je 5 Surfern. Die drei besten kommen in Runde 3, die anderen beiden scheiden leider aus.
- Round 3 In 8 Heats surfen 2 Surfer im direkten Duell. Der besseren kommt ins Achtelfinale, der andere scheidet aus.
- Round 4 – das Viertelfinale: 4 Heats werden mit je 2 Surfern ausgetragen, der bessere kommt weiter, der andere scheidet aus.
- Round 5 – das Halbfinale: 2 Heats, 2 Surfer. Die beiden besten kommen ins Finale, die anderen treffen im Bronze Match aufeinander, um sich die Bronze Medaille zu ersurfen.
- Bronze Match – das kleine Finale: In diesem Zwei-Personen-Heat, bekommt der Top-Surfer die Bronzemedaille.
- Gold Match – Das Finale: Hier treffen nun die beiden besten Surfer des Turniers direkt aufeinander. Der Gewinner bekommt die Goldmedaille und der zweitplatzierte Surfer die Silbermedaille.
Surfwettkämpfe, Surfwettbewerbe, Surf Competitions, Surf Contest
Ob nun bei Olympia, im Rahmen der WSL Worldtour oder in kleinen, liebevoll organisierten Competitions – weltweit treten Surfer und Surferinnen gegeneinander an, um sich miteinander zu messen. Mich interessiert brennend, ob du schonmal an einem Surfwettbewerb teilgenommen hast. Schreib gerne in die Kommentare oder eine Nachricht via Instagram oder Facebook.
Wusstest du, dass ich beinahe mal an einem Surf Contest teilgenommen habe?
Die Story klingt im ersten Moment zwar wieder spektakulärer, als sie tatsächlich war, aber ich erzähl sie dir trotzdem. Ich bin, was das Surfen angeht zwar sehr ehrgeizig aber nicht besonders competitive. Dennoch hätte ich beinahe einmal an einem Contest teilgenommen.
Mit einer Gruppe von Freunden bin ich – eigentlich zum Zuschauen – zum alljährlichen Contest nach Pulau Merah, Banyuwangi gefahren. Bei Umschauen und Rumschlendern haben wir einen Bekannten getroffen, der mit im Orgateam war und er fragte uns, ob wir nicht auch teilnehmen möchten, da im Ladies Heat noch Teilnehmerinnen fehlten. Eine Freundin von mir sagte direkt zu (und surfte mit). Ich war mir allerdings nicht sicher und wollte noch mal kurz drüber nachdenken. Irgendwann kam ich dann zu dem Schluss, dass das doch eigentlich eine coole Erfahrung wäre. Leider zu spät. Eine Teilnahme war nicht mehr möglich.
Noch nicht auf Surfwettkampf Niveau?
Auch die Topathleten halten sich mit ergänzendem Training fit. Und auch wenn es dir „nur“ darum geht, für die nächste Welle fit zu sein, dann schau dir gerne unsere Trainingsprogramme zur Surfvorbereitung an.